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Business-Knigge: So kommen Sie mit Franzosen ins Geschäft

Business Knigge Frankreich

Mit keinem anderen Land weltweit betreibt die Bundesrepublik Deutschland so einen regen Handel wie mit dem Nachbarland Frankreich. Dennoch fehlt es deutschen Managern häufig am Verständnis der französischen Arbeitsweise bzw. Mentalität. Um die Geschäftsbeziehung zu den französischen Kunden, Partnern oder zur Tochtergesellschaft zu optimieren, ist mehr nötig als nur die Beherrschung der Sprache. Anne Konopatzki, die selbst eine Zeit lang in Frankreich gearbeitet hat und heute als Fachübersetzerin für die französische Sprache mit dem Schwerpunkt Recht in München tätig ist (Bonjura.com), klärt nachfolgend über wichtige Verhaltensregeln im Business-Bereich im Nachbarland auf.

  • Heilige Mittagspause
    Der Franzose an sich ist ein Genussmensch – beruflich wie privat. Auch bei größerem Arbeitsaufkommen liegt ihm eine ausgiebige erholsame Mittagspause sehr am Herzen. Diese kann durchaus bis zu 2 Stunden in Anspruch nehmen. In Frankreich ist es nicht unüblich, dass selbst in Kantinen ein Glas Wein zum Mittagessen serviert wird.
  • Kein Englisch sprechen
    Die französische Sprache zählt zu einer der meistgesprochenen Sprachen weltweit. Versucht man nun am Quai du Louvre auf Englisch nach dem Weg zu fragen, wird man in entsetzte Gesichter blicken. Der Franzose ist ein hilfsbereiter Mensch und weiß jeden noch so holprigen Sprachversuch auf Französisch zu schätzen. Egal wie rudimentär die Sprachkenntnisse also sind, dem Franzosen zeigt es, dass man seine Sprache wertschätzt und es zumindest versucht. In internationalen Unternehmen mit Sitz in Frankreich ist dies anders. Hier ist die Geschäftssprache Englisch.
  • Savoir-vivre
    Das weltweit bekannte „Savoir-vivre“ ist dem Franzosen ein kleines Heiligtum und umfasst so vieles, das sich kaum in Worte fassen lässt. Angefangen mit einer gewissen Leichtigkeit, das Leben täglich zu genießen, sich auf jeden Tag neu einzustellen und sich überraschen zu lassen, über den Einsatz aller Sinne, Gerüche zu erleben und vieles mehr. Ein Business Meeting kann da durchaus schon einmal ein paar Stunden über den geplanten Zeitrahmen hinausgehen. Bei der nächsten Geschäftsreise sollten Sie also etwas mehr Zeit im Gepäck haben!
  • Stolz und Patriotismus
    Es gibt unterschiedlichste Gründe, warum der Franzose im Privat- wie auch Geschäftsleben ein sehr stolzer Mensch ist. Nicht zuletzt ist dies historisch bedingt. Unterstützt wird dies im täglichen Leben durch die berühmte Académie française, die sich der Erhaltung und Vereinheitlichung der französischen Sprache verschrieben hat. Des Weiteren ist sie für die Erarbeitung eines normativen Wörterbuchs zuständig, bei der genau untersucht wird, welcher Anglizismus Einzug in den französischen Sprachgebrauch finden darf. Bei einem Blick auf die geographische Lage Frankreichs mit all den Vorzügen scheint der Stolz nachvollziehbar.
  • Allez,les Bleus
    Fußball scheidet die Geister, wie es so schön heißt. Die französische Nationalmannschaft ist international sehr erfolgreich und polarisiert die Menschen. Die Nationalspieler sind nicht nur Fußballspieler, sondern Helden der Nation und Vorbilder vieler Jugendlicher. Auch hier zeigt sich der ausgeprägte Patriotismus der Franzosen zum Vaterland. Bei einem Business Trip während der WM sollte man tunlichst für die „Bleus“ mitfiebern. Hier versteht der Franzose keinen Spaß!
  • Les bises
    Die Begrüßung im Geschäftsleben ist von Land zu Land sehr unterschiedlich. In den südlichen Ländern wie Frankreich ist es im Geschäftsleben (unter Kollegen) durchaus üblich, die „bises“ auszutauschen. Je nach Region variiert die Anzahl der bises und bedeutet grundsätzlich ein Küsschen links, ein Küsschen rechts (Die genaue Anzahl erfahren Sie in dem Video auf dieser Seite). Beim Zusammentreffen neuer Geschäftspartner ist der Händedruck jedoch die übliche Begrüßung. Prinzipiell gilt: Treten Sie nicht zu distanziert auf!
  • Bezahlung
    In Frankreich ist es sehr üblich, dass einer der Geschäftspartner die Kosten für das Essen übernimmt. Hierbei wird die Rechnung bestellt und das Geld in ein kleines Tellerchen gelegt. Der Kellner gibt exakt das Rückgeld heraus und beim Gehen wird Trinkgeld im Tellerchen zurückgelassen. Diese Vorgehensweise geht darauf zurück, dass man vor den anderen Geschäftspartnern nicht in Verlegenheit geraten soll, indem man auf einen zu niedrigen Betrag aufrundet. So kann jeder selbst entscheiden, wieviel Trinkgeld er geben möchte. Man sollte jedoch nicht versuchen, sein Kleingeld „los zu werden“ und ein und zwei Cent Stücke hinlegen. Das wäre respektlos, denn die Kellner in Frankreich sind meist keine Studenten oder Aushilfen, sondern sehen sich als Diener am Gast.
  • Les banlieues
    Die Vororte machen nicht nur ihren Bewohnern, sondern auch der Politik und dem Ansehen des Landes (hauptsächlich von Paris) immer wieder zu schaffen. Wenn Sie mit dem Flugzeug in Paris landen und mit den Regionalzug RER in die Innenstadt zu Ihrem Geschäftstermin anreisen, vermeiden Sie das Thema lieber. Es gibt immer wieder mitunter sehr gute Pläne, wie die Probleme der Vororte gelöst werden könnten. Perspektiven werden hier häufig durch sportliche Initiativen ehemaliger Nationalspieler geschaffen. Es ist und bleibt ein sensibles Thema, das dem Franzosen selbst ein Dorn im Auge ist. Deshalb ist hier Vorsicht geboten.

Welche weiteren Regeln in Sachen Business-Knigge gelten in Frankreich noch? Welche Lehren haben Sie aus der bisherigen Zusammenarbeit mit Franzosen gezogen?  Hinterlassen Sie Ihre Antwort im Kommentarfeld im Anschluss an diesen Artikel. Merci beaucoup!

Bild oben: Gratisography.com

Hallo, ich heiße Martin Stäbe und arbeite im Online-Marketing. Meine Leidenschaft gehört seit meiner Jugend Frankreich. Ich liebe den Klang der französischen Sprache, Wortspiele, französische Patisserie & mehr. Auf diesem Blog möchte ich meine Erfahrungen mit diesem wunderbaren Land mit anderen Frankophilen teilen. Bonne lecture! :)

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