Sie sind in Paris bei Freunden zum Abendessen eingeladen? Glückwunsch! Diese Ehre wird nur den wenigsten Ausländern zuteil. Doch damit das Abendessen für beide Seiten in entspanntem Rahmen verläuft, sollte man sich als Deutscher nachfolgende sechs Tipps zu Herzen nehmen.
1.) Mit Verspätung erscheinen
Ist man in Deutschland um acht Uhr abends zum Essen eingeladen, dann hat man pünktlich zu erscheinen. Es ist weniger schlimm, zehn Minuten zu früh als zehn Minuten zu spät zu auf der Matte zu stehen. In Paris – wie generell in ganz Frankreich – ist das allerdings ein bisschen anders. Man kann an mit Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die Gastgeberin sich noch mitten in den Vorbereitungen befindet, wenn man bei einer Verabredung für 20.30 Uhr bereits um 20.29 Uhr und 59 Sekunden die Klingel betätigt. Und außerdem: Es kann ja durch unvorhergesehene Ereignisse die ganze Planung durcheinandergeraten. Wenn Madame zum Beispiel zuvor noch beim Joggen war und sich dabei eine Verletzung am Fuß zugezogen hat, wie ich erst kürzlich selbst erfahren durfte.
Kalkulieren Sie daher bei Einladungen immer mit einer Höflichkeits-Viertelstunde, die Sie der Gastgeberin zusätzlich zur vereinbarten Zeit gewähren. Nur wenn Sie mehr als eine halbe Stunde später erscheinen, sollten Sie eine Mitteilung machen. Allerdings wird diese Regel in Paris nicht immer eingehalten und je später man kommt, desto wichtiger erscheint man. Und in Paris hat man ja immer schnell eine Entschuldigung parat: Staus, Métro, Streiks usw.
2.) Blumen in Verpackung lassen
Wenn Sie Blumen für die Dame des Hauses mitbringen möchten, dann suchen Sie bitte nicht nur die – je nach Alter und Beziehungsstatus – richtigen aus, denken Sie auch daran, die Blumen keinesfalls ihrer attraktiven Verpackung zu berauben. Denn diese ist – im Gegensatz zu Deutschland – ein wichtiger Teil des Geschenks.
Franzosen sind in dieser Hinsicht Ästheten und Blumenhändler kleine Künstler, die aus einem Strauß ein kleines Kunstwerk zaubern.
Während man in Deutschland Rosen, Tulpen und Nelken vor dem Verschenken enthüllt und sie erst dann offeriert, wird in Frankreich großer Wert auf ein ansprechendes Äußeres gelegt.
3.) Gesprächsthemen
Über gewisse Themen spricht man bei einem Abendessen besser nicht, wenn man nicht zur Familie oder guten Freunden zählt. Dazu gehören Religion, Politik und Geld. Was nach meiner Erfahrung gut ankommt: Bringen Sie Ihre Bewunderung für Paris zum Ausdruck, seine monumentalen Bauwerke, seine Museen, seine charmanten Passagen. Denn Paris ist nun einmal die Kapitale eines Landes, das sich noch immer seiner kulturellen Ausnahmestellung rühmt und darauf ist man als Pariser natürlich stolz.
4.) Digicode geben lassen
Stellen Sie sich vor, Sie sind bei einer Pariser Familie zum Essen eingeladen. Nur dummerweise stehen Sie zum vereinbarten Termin vor verschlossenen Türen. Der Grund: In Paris betritt man ein Haus nur mittels eines vier- bis fünfstelligen Codes. Manchmal gibt es sogar zwei davon: Einen, um in den Innenhof zu gelangen und einen zweiten für den entsprechenden Hauseingang. Fragen Sie also im Vorfeld bei Ihrem Gastgeber nach dem entsprechenden Code – sofern Ihnen dieser nicht schon mitgeteilt wurde – und lassen Sie sich genau den Weg zur Wohnung beschreiben. Denn sonst könnte es durchaus passieren, dass Sie sich in dem Gebäudekomplex verlaufen.
5.) Keine Cola verlangen
Auch in Sachen Getränke kann man in Paris bei Einladungen durchaus ins Fettnäpfchen treten. Wie im Rest von Frankreich misst man auch hier dem Essen noch einen höheren Stellenwert bei als in Deutschland – und da lässt man sich seine Geschmackspapillen nicht durch eine braune, amerikanische Zuckerbrühe kaputtmachen. Vermeiden Sie es daher, beim Abendessen in einer Pariser Familie nach Softgetränken wie Cola oder Fanta zu fragen. Je nach Alter der Gastgeber könnten Sie dafür verächtliche Blicke ernten. Übliche und akzeptierte Getränke beim Abendessen in Paris sind Wasser, Wein und Bier
6.) Letzte Metro nicht verpassen
Obwohl ein Abendessen in Paris sich in die Länge ziehen kann: Auch das schönste “dîner” nimmt irgendwann mal ein Ende. Und da man sich als Fremder in Paris bevorzugt mit der Metro von A nach B bewegt, sollten Sie sich vorab informieren, wann die letzte Metro fährt. Dies ist meist zwischen 0.15 und 0.30 Uhr. Wer die letzte Bahn verpasst hat, keine Sorge: In Paris verkehren ab Châtelet ab Mitternacht auch Nachtbusse, die sogenannten “noctambus”, die das Stadtzentrum mit den Außenbezirken verbinden..
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