Katzen erreichen mühelos, was uns Menschen versagt bleibt: durchs Leben zu gehen, ohne Lärm zu machen, soll Ernst Hemingway gesagt haben. Und tatsächlich herrscht im Katzencafé in der Rue Saint Sauveur im 11. Arrondissement in Paris, das nur einen Katzensprung vom geschäftigen Bastille-Platz entfernt ist, am Nachmittag meines Besuches eine wohltuende Ruhe im allgemeinen Großstadttrubel.
Das mag vielleicht auch daran liegen, dass das mittlerweile zweite Katzencafé in der Hauptstadt – das Mutterschiff im Marais hat bereits seit einem Jahr geöffnet – erst wenige Wochen alt ist. Gerade einmal fünf weitere Pariser Katzenfreunde bzw. Touristen haben an den Tischen und Stühlen Platz genommen. Von außen betrachtet sieht es mit seiner Glasfront recht nüchtern und unscheinbar aus. Doch immer wieder halten Passanten vor dem Lokal, um neugierig Cat-Watching zu betreiben.
In diesem Café stehen die 15 Katzen im Mittelpunkt, die alle zuvor auf der Straße lebten, bei Tierschutzorganisationen landeten und nun dank des Katzencafés in Paris eine zweite Chance erhalten haben. Sie sind die Stars und bestimmen den Rhythmus in diesen schlichten, aber zweckmäßig eingerichteten Räumlichkeiten.
Drei Regeln für Katzenfreunde
Das wird einem auch beim Eintreten von der Leiterin der Katzencafé-Filiale freundlich aber bestimmt in Erinnerung gerufen. Einen solchen Empfang, bei dem kurz das Konzept des Ladens erklärt wird, kenne ich vom Katzencafé in München übrigens nicht. Folgende drei Regeln sind laut Madame als Gast zu beachten:
1.) Wenn die Katzen schlafen, sind diese nicht zu stören.
2.) Das Füttern der Katzen im Katzencafé in Paris ist nicht erlaubt.
3.) Das Fotografieren der Samtpfoten ist gestattet – allerdings nur ohne Blitz.
Eigentlich sollte sich jeder Gast vor dem Eintreten an einem entsprechenden Spender die Hände desinfizieren (das wird auch im TV-Beitrag am Ende dieses Artikels gezeigt), heute scheint man zumindest hier darüber hinwegzusehen.
Eine Katze oder Kater im Katzencafé Paris-Bastille müsste man sein. Denn die Felltiger können sich im gesamten Café nach Lust und Laune frei bewegen und sich – wenn sie möchten – bei den Gästen ihre Streicheleinheiten abholen. Spielzeug, Schlafecken und Rückzugsmöglichkeiten sind in ausreichender Zahl vorhanden. Einige Katzen zeigen sich durch die Präsenz der zweibeinigen Kunden gänzlich unbeeindruckt und dösen in ihren weichen Katzenbettchen weiter vor sich hin, während andere eine Runde durch das Lokal drehen. Einige Katzen sind, wen wundert es, sehr zutraulich und neugierig und gehen mit den Gästen sogar auf Tuchfühlung. Da kann es dann schon mal passieren, wie bei meinen Tischnachbarn, dass man beim Essen oder Trinken des Öfteren mal in große Katzenaugen blickt.
Ein Bier ohne Hauptgericht? Impossible!
Das Pariser Katzencafé ist ein Ort, an dem man die üblichen Heißgetränke wie Cappuccino, heiße Schokolade, Kaffee und Tee sowie Muffins, Cupcakes oder Erdbeerkuchen bestellen kann. Gleichzeitig ist es aber auch ein Restaurant, in der man mittags und abends speisen kann – ob Salate, Wurstplatten oder wechselnde Tagesgerichte. An Gerichte für Vegetarier wurde ebenfalls gedacht. Am Wochenende ist zudem Brunchen möglich. Da in Frankreich erst spät zu Abend gegessen wird, hat das Café bis 22 Uhr geöffnet. Übrigens: Wer im Katzencafé ein Bier trinken möchte, muss dazu ein Hauptgericht bestellen. Denn das Katzencafé verfügt leider nicht über die entsprechende Lizenz, die den alleinigen Genuß alkoholischer Getränke möglich machen würde.
Die Preise sind zwar hoch, aber für Pariser Verhältnisse angemessen. Ein Teil des Gewinns kommt zudem den Samtpfoten als “Altersversorgung” zugute, wie dem Gast auf einem Informationsblatt mitgeteilt wird. Hier ein kleiner Auszug aus der Speise- und Getränkekarte:
- Cola (0,33 l): 4,60 Euro
- Eistee (0,5 l): 5,60 Euro
- San Pelegrinno/Vittel (0,5 l): 4,20 Euro
- Cäsar-Salat: 15 Euro
- Heiße Schokolade nach Art des Hauses: 4,90 Euro
- Cappucino: 4,50 Euro
- Muffin: 4,60 Euro
- Rissotto (Abendgericht): 14 Euro
Reservierung wird empfohlen
Gut zu wissen: Da ich das Katzencafé an der Bastille, wie bereits erwähnt, wenige Wochen nach der Eröffnung an einem Werktag besucht habe, hatte ich wohl großes Glück, auch ohne Reservierung einen Platz zu ergattern. Wie man in den einschlägigen Bewertungsportalen liest, wird das Katzencafé im Marais sehr gut angenommen und soll vor allem an den Wochenenden immer restlos ausgebucht sein. Wenn Sie also auf Nummer sicher gehen wollen: Auf der Website des Katzencafés können Sie im Vorfeld Ihres Besuchs einen Platz reservieren.
Ein französischer Tierazt hat einmal gesagt, dass das Schnurren der Katzen beruhigend und wie ein Medikament wirke – nur ganz ohne Nebenwirkungen. Von daher ist der Besuch im Katzencafé auch jedem gestressten Zeitgenossen wärmstens empfohlen. Beide Cafés gehören übrigens einer Pariserin namens Margaux Gandelon. Diese ist auch in einem TV-Beitrag zu sehen, der vor kurzem auf “France 3” ausgestrahlt wurde und die wachsende Popularität der Samtpfoten bei Städtern zum Thema hat.
Anfahrt zum Katzencafé Paris-Bastille:
9, rue Sedaine
75011 Paris
Öffnungszeiten:
Dienstag – Sonntag: 12 – 22.30 Uhr
Métro: Bastille, Bréguet-Sabin
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